Guten Tag!
Meine Frage richtet sich an Anne-Marie Bertram: Was hilft mir dabei, Vertrauen von Mut zu unterscheiden?
Ich tanze seit mehreren Jahren und wenn ich mich während Tanzimprovisationen beobachte, dann nehme ich wahr, dass ich beständig abwäge, welche Risiken ich eingehen möchte und welche nicht. Die Tanzform, die ich praktiziere, beinhaltet auch akrobatische Momente (siehe Video), die man mitunter mit gänzlich unbekannten TanzpartnerInnen ausführt.
D.h. man setzt sich der Möglichkeit aus, verletzt zu werden bzw. der Möglichkeit, dass unangenehme Empfindungen auftreten. Manchmal erfordert das Mut, dann wieder Vertrauen: Wo liegen also die Grenzbereiche zwischen notwendigem ,Nicht-Wissen‘ (das ist vmtl. eher die Mut-Seite?) und der Bereitschaft, sich vertrauensvoll in diese Situationen zu begeben? https://www.youtube.com/watch?v=9eKOrSX0tn0
Liebe Frau Rothenburger
Herzlichen Dank für Ihre sehr spannende Frage!
Erstmal grosse Gratulation auch zu Ihrem Tanzen- das sieht herrlich aus.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist Vulnerabilität die notwendige Voraussetzung für Vertrauen. Sie haben etwas zu „verlieren” und vertrauen dem Gegenüber, wenn Sie glauben, dass es fähig und integrer ist und es gut mit Ihnen meint.
Aber natürlich bleibt dennoch die Sorge, dass es nicht klappt. Somit erfordert Vertrauen immer auch Mut. In Ihrem Fall würde ich das so übersetzen: Sie sehen, was alles schiefgehen kann. Sie können hinfallen, sich verletzen oder auch nur bei einem Auftritt vor anderen nicht gut aussehen etc. – das sind Ihre Vulnerabilitäten.
Halten Sie sich selbst, die Beziehung/Chemie mit dem Tanzpartner bzw. der Tanzpartnerin und den Tanzpartner bzw. die Tanzpartnerin für fähig, diese Vulnerabilitäten nicht wahr werden zu lassen, sprich, Sie beispielsweise aufzufangen? Wenn ja, dann vertrauen Sie sich selbst, der Beziehung/Chemie und dem/der Tanzpartner:in. Nun brauchen Sie nur noch den Mut, dieses Vertrauen auch aktiv auszuüben. Sozusagen der aktive Schritt, dieses Vertrauen zu leben.
Hilft Ihnen das?
Ja danke, das ist hilfreich. Es geht also darum, sich auch das Gelingen vorstellen zu können. Selbst dann, wenn es auf dem Weg dahin holpert oder zu unvorhersehbaren Zwischenfällen kommt.
Herzlichen Dank für die genaue und informative Antwort.
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